Wir haben ganz und gar nichts gegen Autofahrer. Die meisten von uns sind selbst Autofahrer. Aber Autofahrer sind Menschen – und Menschen machen bekanntlich Fehler. Manche bewusst, manche unbewusst – aber so gut wie immer unbedacht. Darum kann es uns Rollerfahrern nicht schaden, etwas proaktiv für die Kollegen auf vier Rädern mitzudenken. Und uns vor ihnen in Acht zu nehmen. Wir stellen Euch die gefährlichsten Typen einmal persönlich vor.
Der Abbieger
Er meint es nicht böse, aber er biegt einfach ab. Undzwar aus dem Gegenverkehr direkt in Euren Fahrweg rein. Er hat nicht geschaut. Er hat Euch nicht gesehen. Er hat eine Whatsapp-Nachricht geschrieben. Egal, warum – wenn ihr Euch vor dem Abbieger im Gegenverkehr nicht in Acht nehmt, nimmt er Euch auf die Haube. Also immer auch in den Gegenverkehr schauen und ihn “lesen”: Steht jemand? Blinkt jemand? Lenkt jemand ein? Der Abbieger aus dem Gegenverkehr ist eine große Gefahr, insbesondere wenn ihr auf der linken Spur unterwegs seid.
Der Umdreher
Er kommt meistens ohne Vorwarnung und Blinker aus dem Stau im Gegenverkehr raus: der Umdreher – auch “U-Turner” genannt. Manchmal trifft man auch an Ampeln im Gegenverkehr auf ihn, wenn er grün bekommt und Eure Vorbeifahrt für sein Wendemanöver nicht abwarten will. Oder Euch übersieht. Wie der Abbieger: Wenn ihr den Gegenverkehr nicht beobachtet und ihn unterbewusst auswertet, kann der Umkehrer Euch sehr gefährlich werden. Passt auf Euch auf!
Der Aufreißer
Nein, nicht der, der Euch Rosen schenkt oder einen Drink spendiert – sondern der, der ohne Acht und Sorgsamkeit seine Autotür aufreisst und Euch notfalls gerne in die Tür fahren lässt. Meist trifft erwischt man den Aufreißer in Parkreihen rechts abseits der Fahrbahn an. Er parkt seinen Wagen parallel zur Spur und geht ans Werk. Und wenn das passiert, kann es Euch schnell an den Kragen gehen. Habt ihr noch Meter für eine Notbremsung übrig oder müsst ihr ausweichen? Und wenn ausweichen – ist schräg links neben Euch auch noch eine Lücke frei? Viele Rollerfahrer fühlen sich wegen des Aufreißers grundsätzlich auf der rechten Spur in der City nicht wohl.
Der Parker
Die Parkplatzsuche mit dem Auto kann schon eine nervenaufreibende Geschichte sein. Viele von uns wissen das und letztendlich ist das auch ein Grund, warum Rollerfahren so schön ist. Findet ein Autofahrer nun seinen Parkplatz, tut er auch alles dafür, ihn nicht zu verpassen oder an andere seiner Art zu verlieren. Wir wollen nicht sagen, er geht für seinen Parkplatz über Leichen… aber oft kommt es dem schon recht nah. Vollbremsungen, plötzliche Spurwechsel, alles ohne Blinker und zumeist auch ohne Verstand. Habt ihr also einen Parkplatzsucher im Sichtfeld – das geübte Rollerfahrerauge erkennt sie leicht an der Fahrweise – gilt vorsicht. Gibt es eine linke Spur, wechselt lieber rüber. Aber vorsicht: ist rechts eine Pakrlücke vor Euch frei, können auch Autofahrer aus dem Gegenverkehr heiß darauf sein… siehe “der Abbieger”.
Der Ausfahrer
Die Seitenstraße. Der diagonale oder rechtwinkelige Parkplatz. Die Ausfahrt mit der zugeparkten Sicht – dort überall lauert der Ausfahrer und wartet darauf, Euch zu seiner Beute zu machen. Manchmal tastet er sich mit Front oder seinem Heck vor, manchmal fährt er einfach und denkt sich, ihr werdet ihn schon sehen und bremsen. Auf jeden Fall bedeutet das eine große Gefahr für Euch. Also auch hier, wenn vorhanden, gerne mal in unübersichtlichen Situationen lieber auf die linke Spur wechseln.
Der Schneider
Sein Revier sind die Kurven und engen Windungen von Straßen: der Schneider. Ihm reicht seine Fahrspur nicht und darum nutzt er Euren gleich mit. Und kommt Euch auf auf Eurer Spur entgegen. Achtet auf den Schneider. Vor allem, weil er auch gerne mal als Zweiradfahrer daherkommt. Denn die sportlichen unter uns schneiden auch besonders gerne Kurven, oder? So oder so: eine große Gefahr, die es zu verhindern gilt. Also nutzt gerne das rechte Drittel Euer Spur, dann ist die “Grauzone” größer und ihr kommt sicherer von A nach B.
Der Vollbremser
Er braucht keinen wirklichen Grund, er macht es einfach. Die Rede ist vom Vollbremser. Der tritt gerne einfach mal voll aufs Eisen – und wenn ihr nicht aufpasst, dann hängt ihr in seinem Kofferraum. Darum denkt immer dran: einen Brems-Wettbewerb mit einem Auto gewinnt ihr mit Eurem Roller nicht. Die Auflagefläche Eures Vorderreifens ist vielleicht so groß wie ein mittleres Hühnerei. Er hat vier fette Puschen drunter. Also: Abstand halten! Je nasser, huppeliger oder Sandiger die Straße, desto mehr. Das beste ABS kann euch nicht retten, wenn der Bremsweg nicht ausreicht oder ihr nicht ausweichen könnt.
Der Blinkmuffel
Er Blinkt nicht. Nie. Vielleicht weiß er sogar noch nicht mal, dass es einen Blinker an seinem Lenkrad gibt? Weil er nicht blinkt, gehen Euch viele Informationen flöten. Nicht nur, dass jemand abbiegen will, sondern auch wohin. Und wann. Und warum. Ein Blinker ist mehr als ein orangenes Licht – es ist eine vielschichtige Information, die Eurer Sicherheit extrem dienlich sein kann. Wenn sie ausbleibt, seid ihr in Gefahr. Das gilt übrigens nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Euch selbst. Schon viele Rollerfahrer sind beim Abbiegen ohne Blinker vom nachfolgenden oder entgegenkommenden Verkehr übersehen worden und es kam zu unschönen Unfällen. Erspart Euch und anderen das, blinkt!
Der Schläfer
Er ist irgendwie ein Fabelwesen aus allen hier vorgestellten Typen. Der Schläfer dödelt in seinem Auto vor sich hin und macht irgendwie alles falsch, was man falsch machen kann. Fährt man hinter einem Schläfer her und zählt seine Fehler, so erreicht man nach wenigen Minuten häufig seine mathematischen Grenzen. Doch neben all seinen Nachteilen hat der Schläfer auch einen Vorteil: man erkennt ihn schnell. Und wenn man ihn auf der Reihe hat und nicht mehr aus den Augen lässt, dann ist mal auch recht sicher in seiner unmittelbaren Gegenwart.
Der Rechthaber
Der schlimmste von allen. Der gibt bei Fußgängern, die über eine rote Ampel gehen, vollgas und hupt sie kurz vorm beinahe-Aufprall von der Straße. Dem Rechthaber geht sein Recht über alles und er riskiert auch alles, um Euch zu belehren. Er reisst die Tür auf, wenn ihr Euch durchschlängelt. Mehr muss man zu ihm nicht sagen.